FORMAT
noise169, LP
noise170, CD
STATUS
available
RUNNINGTIME
41 min. 03 sec.
TRACKLIST LP
A1 Dirty Talon
A2 Bang Bang
A3 Casket Match
A4 Broken In Half
A5 No Contest
B1 Have Mercy
B2 Boiler Room
B3 Mind Games
B4 Buried Alive
B5 No Holds Barred
B6 Bottom Line
PRESSING INFORMATION
300 copies LP solid viola, 180g vinyl, printed innersleeve, DL Codes included
TRACKLIST CD
01 Dirty Talons
02 Bang Bang
03 Casket Match
04 Broken In Half
05 No Contest
06 Have Mercy
07 Boiler Room
08 Mind Games
09 Buried Alive
10 No Holds Barred
11 Bottom Line
PRESSING INFORMATION
300 copies CD, digifile, booklet incl.
RELEASE DATE
13.10. 2023
Heureka! Dirty Talons aus Wien wollen’s aber wissen. Aus den Überresten der Punkband Astpai entstanden, bietet die Band auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum so ziemlich genau das Gegenteil von rudimentären Drei-Akkorde-Songs. Bombastrock vom feinsten ist das hier. Schon beim Opener, der den Bandnamen der Dirty Talons trägt, fahren diese sämtliche Geschütze auf, die das Arsenal zu bieten hat. Kurzes countryeskes Intro, dann direkte Überleitung in ein stampfendes NWOBHM-Riff. Mit dem Einsetzen des Gesangs von Sängerin Jess ist man dann plötzlich auf einem ganz anderen Planeten, klingt sie doch astrein nach Madonna in den 80ern, oder auch nach Cyndi Lauper, was der grundsätzlich hart rockenden Band eine poppige Note verleiht. Jetzt der Refrain. Da wird tatsächlich geblastet, bevor die Dirty Talons dann, als wäre es das Normalste der Welt, einen auf Fröhlichkeit wie Church Of The Cosmic Skull machen.
What the f***?! Wo bin ich hier gelandet? Nachdem ich meine Fassung wieder einigermaßen gefunden habe, komme ich zu dem Schluss, dass Jess, Marco, Bernie, Zock, Roman und Martin wohl jeweils ziemlich große Plattensammlungen haben müssen. Einige Teile davon haben sie sicherlich von ihren Eltern übernommen. Boston, The Sweet, Thin Lizzy und AC/DC könnten da doch heiße Kandidaten sein. Und da! Zweistimmige Gitarrensoli. Ich raste aus! Das ist unglaublich geil.
Ähnlich wie beim Hören einer Dragonforce-Platte, stelle ich mir jedoch zumindest kurz die Frage, ob Dirty Talons nur so abgefahrenes Zeug spielen, weil sie es können, oder weil sie es tatsächlich auch wollen. Ich komme erneut zu einem Schluss und denke, sie wollen es tatsächlich so haben. Das ist schon Musik für Liebhaber*Innen, die trotz fetter Produktion und höchster musikalischer Qualität nie den fragwürdigen Charme des Anbiederns versprüht.
Textzeilen wie “I feel like I’m screaming. and no one can hear. They’re watching and scheming. Clouded by power, while I’m drowning in fear.” aus dem Song “Boiler Room” hinterlassen jetzt auch nicht gerade den Eindruck, dass die Dirty Talons vor Selbstüberzeugung und Selbstbewusstsein strotzen. Vielmehr zeigt Jess sich in ihren Lyrics verdammt offen und verletzbar. Das dann in teilweise fast schon Dicke-Hose-Hardrock zu verpacken… tja, das hat echt Stil. Warum denn immer Post-Punk machen, wenn man sich nicht so gut fühlt? Dirty Talons führen hier zusammen, was erwartungsgemäß nicht zusammen gehört. Und das ist das Geile daran.
So. Seite A ist um und ich bin völlig fertig. Aber glücklich. Zeit für ein bisschen Entspannung. Ah ja, “Have Mercy” meint es tatsächlich gnädig mit mir und fährt erst mal einen Gang runter. Nicht, was das Energielevel angeht. Also bitte nicht falsch verstehen, gell! Nein, nein. Nur was den Stil angeht. Dirty Talons setzen ihrer ohnehin schon gut bestückten Stilpalette noch einen hinzu. Der Song erinnert an die Meister des poppigen Rocks, oder rockigen Pops, an Cheap Trick, könnte aber auch von Weezer sein. Mensch, was können die eigentlich noch alles?
Wer bei der Aufzählung all der Referenz-Antiquitäten in diesem Review glaubt, Dirty Talons selbst mögen bereits jetzt schon antiquiert sein, der/die hat sich aber mal mit dem Schlachtermesser in den Finger geschnitten. Dirty Talons gelingt es geradezu hervorragend, ihren Sound frisch und dynamisch aufzutischen. Schön, dass junge Menschen immer noch bereit sind, Musik zu machen, bei der sich so manche (natürlich völlig geschmacksbefreite) Altersgenossen*Innen pikiert wegdrehen würden.
Schon wieder eine Platte des Jahres, wo es doch heuer schon so viele davon gab. Aber um Dirty Talons komm ich beim besten Willen nicht drum rum. Hoffentlich kommt die Band auch bald mal live in meine Gegend. Muss dann nur noch entscheiden, ob ich lieber mein AC/DC– oder mein Maiden-Shirt überstreife. Wer Rockmusik auch nur im Ansatz mag, der/die MUSS hier zugreifen. Das Album wird von Noise Appeal Records am 13.10. veröffentlicht. Ihr könnt es dort auch schon jetzt pre-ordern.
ASTPAI zählten zweifellos zu den international bekanntesten und aktivsten Bands der österreichischen Punk-Szene. 2020 löste sich die vierköpfige Kapelle jedoch nach 19 Jahren auf und Bernie (Bass), Marco (Gitarre) und Zock (Gesang & Gitarre) suchten neue Betätigungsfelder. Also taten sie sich mit Jess (Gesang), Randy (Gitarre) und Martin (Drums) zusammen und DIRTY TALONS war geboren! 2021 veröffentlichte der Sechser bereits zwei EPS und auch erste Live-Auftritte fanden statt. Jetzt erscheint das selbstbetitelte Langspiel-Debüt und man darf sich auf Riffrock mit drei Gitarren freuen, der musikalisch stark von Kapellen wie SHEER MAG, KVELERTAK, THIN LIZZY, VAN HALEN, BOSTON und JUDAS PRIEST beeinflusst ist. Auf der anderen Seite gibt es da noch die durchdringenden, cleanen Vocals von Sängerin Jess, die eher an Eighties-Pop erinnern.
Das Ganze lässt sich mit dem eröffnenden Titeltrack „Dirty Talon“ auch erst einmal energiegeladen und flott an. Das nachfolgende „Bang Bang“ lässt die Langäxte endgültig von der Leine und die Herren unterstützen ihre Fronterin nach Kräften als Background-Chor. Spätestens mit dem eigentlich tiefenentspannten Rocker „Casket Match“ geht mir Jess‘ enervierende Stimme dann allerdings doch zunehmend aufs Gemüt. Die Dame hat ein Organ, das irgendwie tatsächlich besser zu plastikbuntem Achtziger-Pop passt und die straighten Krachlatten der Kollegen mehr konterkariert als unterstützt. „Broken In Half“ gefällt genau so lange, bis die quitschigen Vocals einsetzen und so freue ich mich bei jedem Track über die Instrumental-Parts, während Jess‘ Organ zunehmend an meinen Nerven zerrt.
Mich konnten DIRTY TALONS mit ihrem Erstling leider nicht überzeugen, was allerdings schlicht am Gesang lag. Jess klingt wie die österreichische Antwort auf CYNDI LAUPER und das will zumindest für meine Ohren nicht zum durchaus knackigen Sound der Instrumentalfraktion passen.
Die Band Dirty Talons entstand aus den Resten der Wiener Neustädter Punk Rock – Band ASTPAI. Musikalisch orientierten sich drei von ihnen gemeinsam mit drei weiteren nun neu. Gemäß Pressetext soll hierzu eine Beeinflussung durch Bands wie Sheer Mag, Kvelertak, Thin Lizzy, Van Halen, Boston und Judas Priest erfolgt sein.
Der Titelsong als Auftakt bringt sogleich kräftigen Druck mit satten Gitarren, doch diese Stimme von Jess hätte ich so nicht erwartet. Ja, da muss ich passen, das passt für mich so gar nicht zusammen. Ich halte sie hinsichtlich des dreckigen Rocks, ein wenig Punk einbezogen, stimmlich für überfordert, das klingt dann einfach zu schwach, zu lieb, zu piepsig. Da beinhaltet der einleitende Gesang auf “Bang Bang”, sozusagen als Background Vocals, mehr, aber leider übernimmt die überforderte Jess alsbald wieder.
Besser könnte sie sich einbringen mit modernen Strömungen in der Popmusik. Positiv fallen mir auf “Casket Match” die Gitarren auf, die mich sofort hin zu Thin Lizzy führen, und insofern kann man sich genüßlich der musikalischen Ausstattung hingeben, solange nicht gesungen wird. Lande ich dann beim etwas anders orientierten Song, bei “Have Mercy”, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen – das hat doch einen Hauch von Cindy Lauper, ja, “Girls wanna have fun”.
Ansonsten, feiner Retro Rock, eine Spur New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM), ein wenig Black Sabbath schimmert hier und da durch, vielleicht hier und da die Edgar Broughton Band, durchweg gut vorgetragen…, nur als Gesamtpaket leider nicht überzeugend.
Rolling Stone 1/2024
Sängerin Jess bezaubert mit einem mädchenhaften Cyndi-Lauper-Timbri, das dennoch nicht im dicht gewirkten Gitarrenteppich versinkt. Dirty Talons nennen nicht ohne Grund Lvelertak als Referenzgröße, sie haben eine ähnlich gute Hook-Dichte, und gelegentliche Blast-Beats wirbeln ordentlich Staub auf, aber die meldodiösen Riffs haben deutlich weniger Kompression und dafür mehr Siebziger-Schlagseite. Die Basis ist hier eben nicht Punk und Black Metal, sondern gut abgehangener Stadion-Hardrock. Diese Melange aus Old-School-Härte und lolitahafter Laszivität gab’s bisher nicht. Warum eigentlich? (3,5/5)
Man nehme den musikalischen Fresskorb einer Band wie KVELERTAK und würze diesen mit einer rotzgörigen Damenstimme. So ähnlich könnte die Formel für DIRTY TALONS selbstbetitelten Erstling lauten. Rifforientierte Gitarrenmusik pflügt einmal quer durch den stilistischen Gemüsegarten, der zwischen Punk und Classic Rock von allem ein bisschen was mitnimmt.
Hier treffen Riff-Referenzen an Giganten wie JUDAS PRIEST auf eine manchmal fast poppige Leichtigkeit, die einiges Potenzial für interessante Musik bereithält. Dabei fallen einerseits Ohrwürmer wie „Casket Match“ als reife Frucht vom geschüttelten Musikbaum, andererseits kann einem das hysterische Kreischfiepsen der Frontfrau den Geschmack doch ein wenig vermiesen.
Ob das an dem Frequenzbereich der Dame liegt?
Oder daran, dass die Stimme auf Dauer ein wenig unflexibel erscheint? Wer weiß das schon so genau. Auf jeden Fall macht einem der Gesang mit zunehmender Spielzeit irgendwie einen Strich durch die Genussrechnung. Denn musikalische Klassenummern wie „Broken In Half“ oder das rotzrockige „No Contest“ bereiten eigentlich eine Menge Spaß, wenn da nicht besagte Stimme wäre.
Allerdings muss der Dame zugutegehalten werden, dass sie erstens, ihr Ding stur durchzieht und zweitens, mit der Zeit doch einen gewissen Charakter hervorbringt, der immerhin Ecken und Kanten aufweist und damit auch Spannung erzeugt.
Sehr schön in diesem Zusammenhang: Der Disco-Verschnitt „Have Mercy“, der zum geschmeidigen Hüftschwung anregt.
In Gänze erwecken DIRTY TALONS auch auf Platte vor allem den Eindruck einer energiegeladenen Live-Band. Denn während die Musik läuft, kommt man nicht umhin sich die Truppe als wild herumspringende Studentenwohngruppe vorzustellen, die hier einfach mal all ihrer kreativen Wut Luft macht. Das ist irgendwo auch sehr sympathisch, nimmt den zuvor genannten Kritikpunkten aber nur bedingt den Wind aus den Segeln.
FAZIT: DIRTY TALONS machen auf ihrem selbstbetitelten Debüt eine passable Figur und stehen stilistisch zwischen AC/DC und BLONDIE, scheren sich also einen feuchten Dreck um Genres. Hauptsache es rockt. Das tut „Dirty Talons“ auch, aber an dem Gesang werden sich wohl die Geister scheiden. Am vorhandenen Talent der Band ändert das trotzdem wenig. (Dominik Maier, 9/15)
Kann man über eine debütierende Band sagen, dass sie mit einem nicht alltäglichen Sound antritt und noch dazu positiv auffällt, hat diese alles richtig gemacht. Glückwunsch, DIRTY TALONS. Das selbstbetitelte Debüt der Österreicher trifft unvorbereitet und uneingeschränkt empfehlenswert. Die gewählte Retro-Aufstellung zwischen Hardrock und 1980er Wave-Punk-Pop zündet. Die sechsköpfige Gruppe aus Wien tritt mit drei Gitarristen an, weshalb in ihrem Fall gerne und häufig von Riff-Rock gesprochen wird. Und ja, darauf liegt tatsächlich viel Augenmerk. Ebenso sehr aber auch darauf, dass sich alles organisch und natürlich entwickelt und die Live-Tauglichkeit gewahrt bleibt. Entsprechend viel Melodie und Anti-Pop-Zuspitzung sind zu vernehmen. Das Sextett aus Österreich feiert sich und den Rock auf seinem Vollzeit-Einstand konsequent ab, weshalb jedem Hörer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert wird. Ein Teil des Line-ups war früher schon gemeinsam bei/mit Astpai aktiv. Dieser Verweis soll aber lediglich dazu dienen, aufzuzeigen, dass hier emotionsgetriebene, erfahrene Musiker zugange sind. DIRTY TALONS stehen komplett für sich selbst und erfahren ob der an Blondie erinnernden Stimme von Sängerin Jess einen deutlichen Wiedererkennungswert, der allein von den drei Gitarren und der Vielzahl der Riffs kommend sonst nicht derart ausgeprägt wäre. Tolle Platte. (Arne, 4/5)
Gleich drei der Musiker hier waren früher bei Astpai, der inzwischen leider aufgelösten Punkrock-Band aus Wien, die auch wir sehr gefeiert haben. Seit einigen Jahren gibt es so etwas wie eine Nachfolge-Band. Diese hier. Zusammen mit Sängerin Jess Howells klingen die Dirty Talons allerdings trotz der Vorgeschichte gar nicht mehr so nach Punk. Sie klingen irgendwie wie eine Hardrock-Band aus den 1980er Jahren. Mit einer Pop-Sängerin aus den 1980er Jahren. Verrückt. Aber auch nicht so schlecht. Weil Howells wirklich an eine Cindy Lauper erinnert (und damit dann doch irgendwie Punk ist) und weil die Band dazu herrlich trocken rockt, souverän, auf den Punkt, im besten Sinne solide. Denn spektakulär sind weder Sound noch Songs, da helfen auch ein paar Synthies und ein wirklich guter Groove nicht. Zusammen mit dieser Stimme aber werden die Dirty Talons dann doch besonders, machen sie noch mehr Spaß. Sollte man sich anhören. (Mathias Frank)
Der ÖAMTC vermeldet: “Lastkraftwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 7,5 Tonnen dürfen nachts auf der Autobahn nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren.” Wer mal ein solch schweres Fahrzeug selbst gefahren ist, versteht, warum es eine solche Vorschrift gibt. Was aber gehen uns die österreichischen Verkehrsregeln an? Nichts. Aber wenn die Band, um die es hier gehen soll, Live-Auftritte plant und ihr komplettes Equipment zu den Veranstaltungsorten transportieren muss, dann kommen wir der Sache schon näher. DIRTY TALONS, bestehend aus den “Restbeständen” der Punkrocker von ASTPAI sowie drei weiteren Leuten, veröffentlichten vor einigen Wochen ihr selbstbetiteltes Debütalbum “Dirty Talons”. Die Songs stammen aus den ersten beiden Aufnahmesessions, die bereits 2021 und 2022 vonstatten gingen. Sechs Songs wurden bereits auf EPs veröffentlicht, sodass es eigentlich nur fünf wirklich neue Stücke sind, die man auf den Markt wirft.
Die Befürchtung, DIRTY TALONS könnten wegen der drei ehemaligen ASTPAI-Musiker zu sehr deren alten musikalischen Punk-Einflüssen unterliegen, ist – glücklicherweise – unbegründet. Vielmehr spielt das Sextett jetzt flotten Riffrock mit drei Gitarren, beeinflusst von zum Beispiel BOSTON, JUDAS PRIEST, KVELERTAK, THIN LIZZY und VAN HALEN, wie sie selbst erklären. Für die Sängerin Jess Howells ist es das musikalische Debüt. Dafür macht sie ihre Sache ausgesprochen gut, auch wenn ihre Stimme nicht so rotzig und rau klingt, wie man es sich eventuell wünschen würde, schaut man auf die Inhalte der Texte, denen sie Leben einhaucht. Diese sind geprägt von inneren Konflikten, Angst, Einsamkeit, Selbstzweifel, Narzissmus, Manipulation und Wut. Da wäre eine etwas weniger “poppige” Stimme noch mehr passender. Man darf gespannt sein, wie sich das live anhört.
Der erste Durchlauf riss mich nicht sonderlich vom Hocker. Es fielen mir so einige Songs der 70er und 80er Jahre ein, die so oder ähnlich auch aufs Album passen würden. Um nur einige zu nennen: ‘Babylon’s Burning’, ‘Johnny Was’, ‘My Sharona’ und ‘The Rocker’. Doch je öfter die 11 Songs aus den Lautsprechern tönten, desto mehr musste ich mir eingestehen, dass DIRTY TALONS doch viel eigenständiger klingen, als es anfangs den Anschein hatte. Jegliche Vergleiche sollte man tunlichst unterlassen. Macht es besser als ich und geht unvoreingenommen ans Hören. “Dirty Talons” macht Spaß und DIRTY TALONS haben vielleicht eine Chance auf eine rosige Zukunft. Dafür solltest du, Jess, deinen Gesang ein kleines bisschen frecher, derber und rauer gestalten … (derkleinekolibri, 7)
Visions 11/2023
Die besten metallische Riffrock-Platte 2023 kommt nicht aus Skandinavien oder Großbritannien, sondern aus Österreich. Und das nicht nur weil eine Hälfte von Dirty Talons gute Bekannte sind.
Die verantwortlichen Drei; Manfred Herzog, Marco Barbarits und Bernhard Hlavka, waren vorher drei Viertel von Astpai, der 2020 aufgelösten besten Punkband aus dem deutschsprachigen Raum. Auf deren späten Platten gab es vermehrt 80er-Gitarreneinsprngsel zu hören, mit Dirty Talons werden die durchgelaufenen Chucks nun konsequent durch Kunstleder-Boots ersetzt. Heißt konkret: Neben Pretenders-Poprock-Ausflügen wie “Have Mercy” und Blastbeat-Versatzstücken aus dem Titelsong oder “No Contest” gibt es größtenteils ordentlich nach vorne schiebenden, bluesign-metallischen Classic-Rock mit modernem Dreh. So finden sich in “Bang Bang” etwas Thin-Lizzy-Gedächtnismelodien neben Midtempo-Punk-Gestampfe. “Buried Alive” ist angesäuselter Kneipenrock mit NWOBHM-Solo. Überhaupt die Solos: Wenn es auf “Dirty Talons” eines zu viel gibt, dann solistische Gitearrenexkurse. Bei drei Gitarren kommt man aber schwer um derartige Exzesse herum. Zusammengehalten wird das Ganze durch Sängerin Jess Howells, die sich felsenfest zwischen Stevie Nicks, Tina Halliday und Chrissie Hynde positioniert und das eh schon gute Gesamtpaket auf ein neues Level hievt. Das füllt die Astpai-Lücke zwar nicht auf, aber dürfte den Östereicher:innen stabile Brücken auf zahlreiche Plattenteller bauen – verdient. (Florian Zandt, 9/12)
Après la sortie de deux EP courant 2021 la formation autrichienne Dirty Talons nous propose son vraiment premier long album qui d’ailleurs, reprend les six compositions des deux mini-albums avec donc en plus ici, 5 nouveaux morceaux. Voguant en eaux fortement rock voire rock’n’roll, nos amis autrichiens portés par une chanteuse pleine d’énergie développent un rock direct et plutôt brut de coffrage où, des riffs rageurs des guitares (elles sont plusieurs) impriment un tempo soutenu découlant sur une atmosphère rappelant le rock voire le hard-rock des eighties…écoutons justement un court extrait de la seconde composition de l’opus :
Qui nous rappelle effectivement un rock ou selon un heavy-rock pratiqué dans les années 80 avec ici en sus, un chant féminin au timbre de voix spécifique, que l’on n’oublie pas de sitôt. Un rock accessible à un large public et sympa à suivre où, un pop-rock bien cadencé s’accompagne de ce chant aigu qui lui-aussi, nous rappelle les décennies passées et surtout certaines artistes de l’époque. Comme pour cet autre extrait où musique et chant nous rappellent les chanteuses comme Cyndy Lauper :
Toujours entraînant comme morceau qui à coup sûr, fera mouche dans le cœur de pas mal de monde en tout cas, c’est que je souhaite au groupe bien évidemment. Un style résolument rock et accessible lorgnant vers le pop-rock qui persiste tout au long de l’album, comme le prouve le dernier morceau qui, offre à nouveau un rendu musical bien balancé qui force souvent à taper du pied :
Entre rock’n’roll et pop-rock, le groupe autrichien nous apporte en quelque sorte une cure de jouvence, pour nous rappeler nos bons souvenirs des eighties et en plus, c’est bien foutu alors n’hésitez pas à découvrir. Rock et nostalgique à la fois !
NB : pour les autres compositions, vous pouvez vous référer au lien Bandcamp ci-dessous (Philippe Thirionet, 3,5/5)
Aus der Asche der Wiener Neustadt Punks Astpai formierten sich aus den Überresten Marco, Bernie und Zock mit der Verstärkung von Jess, Roman und Martin dann die Dirty Talons. Nach zwei EPs ist hier also der Debüt-Longplayer, und Überraschung; kein Punkrock, hier gibt es elfmal astreinen Old School Hard Rock mit fetten Riffs auf die Ohren. Mit gleich drei Gitarren eifert man fleißig so großen Vorbildern wie Boston, Thin Lizzy, Judas Priest, Kvelertak und Sheer Mag nach. Kiss könnte man hier durchaus noch mit aufzählen, alles so die Phase von Mitte der Siebziger bis Mitte der Achtziger ist auf der Scheibe der Ankerschwerpunkt.
Dabei hat das Ganze auf der einen Seite einen wunderbaren, dreckigen, manchmal mit einem leichten Hauch frühen Punkrock, Garage Touch, und wird durch die poppig punkigen Vocals von Sängerin Jess noch eine ganze Nummer besser. Irgendwie kommen mir als stimmlicher Vergleich alte englische Female Fronted Bands wie Action Pact in den Sinn und eine Stimme flüstert mir ständig Cindy Lauper ins Ohr, warum auch immer…Das Ding ist rundum so verdammt gut gelungen das die ebenfalls guten Texte schon fast keine Rolle spielen. Mega geil umgesetzte musikalische Zeitreise, die weder zu geklaut, noch zu verstaubt klingt.
Im Gegenteil, der Silberling ist ganz großes Rock Kino. Mehr dreckig lebendiger Retro-Sound geht fast gar nicht. Ich bin komplett begeistert, gerade weil es doch ein wenig aus der üblichen Retro-Reihe fällt, aber das macht das Album ja so fett. Wer hier nicht automatisch mitgeht, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Hammerteil. (Frank Billek, 9/10)
Debutta questa band austriaca, nata dalle ceneri dei punk rockers Astpai che si sono sciolti nel 2020. E adesso? Ancora punk? Non esattamente. Ok, l’impostazione di base è quella, fatta di canzoni che hanno fretta di essere suonate, ovviamente a tutto volume, ma il sestetto -no, no ci sono le tastiere… qui le chitarre sono ben tre- riesce a giocare con una vasta gamma di sonorità poi ridotte al minimo comune denominatore, ovvero il rock, quello frizzante, quello potente e graffiante… un po’ sulla scia di Thin Lizzy. Capitoli quali “Bang Bang” sono rock duro e puro, brillante, frizzante, tuonante… esaltante però poi ci sono brani come “No Contest” che sono sostanzialmente ed assurdamente… black metal! La title track ingloba tutto: dal rock allegro ai blast beats, “Mind Games” stimola e provoca, atmosfera marcatamente sleaze su “Buried Alive”, mentre la conclusiva “Bottom Line” offre un rock avvolgente al quale è difficile resistere. La caratteristica unica della band? La vocalist. Jess canta con una voce che apparentemente non c’entra nulla con il genere… perché parliamo di del rock o di quella matrice punk ci si aspetta -anche dal gentil sesso- quella voce graffiante, ruvida, rauca… mentre Jess qui esalta con una vocina dolce, sexy, una cinguettio squillante e brillante che starebbe benissimo nel pop più commerciale sulla scia delle famosissime Britney Spears o Rihanna e derivati. Però, ascolto dopo ascolto, vi posso assicurare che Jess oltre ad essere brava, è semplicemente perfetta per la musica dei Dirty Talons, i quali offrono un rock fresco, diverso, accattivante e nonostante le ampie radici, a modo suo innovativo! (Luca Zakk, 8/10)
Il piacevolissimo salto temporale che fanno i viennesi Dirty Talons in questo loro debutto, è tra gli elementi che determinano il muro sonoro letteralmente devastante che riescono a generare.
Sono ben tre le chitarre responsabili di questi suoni, una formazione che a tratti riesce a ricreare magistralmente magie melodiche come solo i Boston sapevano fare. Non esagero se affermo che questi ragazzi austriaci sono unici nel riuscire in questa piccola impresa, perché non è cosa semplice neanche per un genio come Tom Scholz ricreare oggi quel suono magnifico, che ha caratterizzato i primi tre album della sua mitica band.
Inoltre, le incursioni di questi argonauti del suono duro, vanno a toccare anche altri angoli oscuri della NWOBHM, con riff granitici cari ai Judas Priest dei bei tempi, addirittura anche sprazzi di thrash metal. Tutto ciò ha colpito al cuore un vecchio rocker come me, pronto a godere di questi suoni anche quando solo ne sente un lontano accenno.
Con il loro mastodontico impatto sonoro, i Dirty Talons sanno essere anche agili, proponendo brani divertenti e dinamici come solo i Van Halen sapevano essere. Tuttavia non dobbiamo assolutamente immaginare una band fuori tempo. I Dirty Talons non si presentano con pantacollant e capelli cotonati, non indossano il chiodo e bracciali borchiati.
Per fortuna il rock duro è oggi ancora possibile suonarlo con credibilità. Spesso sono sufficienti naturalezza e semplicità, senza ridicole forzature e senza ricorrere ad immagini banali e stereotipate o curate da brand d’alta moda. Da questo punto di vista gli australiani King Wizard And The Lizard Wizard hanno insegnato.
Vien da pensare che a tal proposito è forse il passato punk ad orientare i Dirty Talons a certe scelte. Nel mezzo del turbinio sonico deciso e schietto che ha saputo costruire la band, emerge la voce di Jess, che se al primo ascolto può sembrare quasi fuori posto rispetto il suono generale, alla fine se ne capisce il senso. Come se Cyndi Lauper si fosse travestita e data al metal. A conferma del fatto che anche in un buon disco, l’uso della voce non è necessariamente uno stereotipo di genere. (Mauro Furlan)
Albums Of The Week: Dirty Talons | Dirty Talons
Silly Austrians! They clearly don’t know whether they want to be a ’70s rock band, an ’80s pop band or a ’90s metal band — and I sincerely hope they never figure it out.
THE EDITED PRESS RELEASE: “Dirty Talons’ self-titled debut album compiles the first two recording sessions the band completed in 2021 and 2022. All the tracks and most of the lead vocals were live at Radiokulturhaus in Vienna in just a few days.
While guitarists Marco and Zock (as well as bassist Bernie) have released several records together during their time in Astpai in the past, this album marks the first time they have worked with the remarkable vocalist Jess Howells. Her lyrics explore intra- and interpersonal struggles and connections from different perspectives and touch upon themes such as anxiety, love, insecurity, narcissism, anger, loneliness and regret.
Musically, the band’s earlier influences were left behind and the new formation focused on a more straightforward sound: Dirty Talons play heavy riff-rock with three guitars, musically influenced by bands like Sheer Mag, Kvelertak, Thin Lizzy, Van Halen, Boston and Judas Priest, while Howells’ highly energetic, yet clean-sounding vocals are more reminiscent of ’80s pop and rock. Lyrically, the songs deal with subjects such as inner conflicts and self-doubt, narcissism and manipulation by others, but also self-empowerment and determination.
All tracks were mixed and mastered by the amazing Peter Miles, who has previously worked with bands such as Architects, We Are The Ocean, Petrol Girls, Crazy Arm and lots more over at Middle Farm Studios in Devon, U.K.” (Darryl Sterdan)
Die Band “Dirty Talons” ist aus den verbliebenen Mitgliedern der Band “ASTPAI” mit weiteren Musikern hervorgegangen und schließt an dem vorherigen Projekt an. Seit 2020 arbeitet die Formation an den neuen Songs und veröffentlicht nun den Erstling, der sich musikalisch deutlich vom vorherigen Punkrock der alten Band löst.
Druckvoller Rocksound mit drei Gitarren steht im Fokus des Albums, das einen gewissen Retro-Charakter darstellt. Jess bestimmt mit ihrer Stimme das Album, das mit elf Songs an den Start geht. Durch Backing Vocals ergänzt und dem Gesang von Zock kontrastiert, ist durch die fünf Personen an Instrumenten ein druckvoller Rocksound entstanden, der nach vorn geht. Dieser Sound transportiert gute Stimmung. (Michael Brinkschulte, 7/10)
Als sich die österreichischen Punk- und Rock-Veteranen Astpai nach knapp zwei Jahrzehnten auflösten, hatten drei Mitglieder bereits ein neues heißes Eisen im Feuer. Das Sextett Dirty Talons veröffentlichte bereits zwei EPs und supportete unter anderem The Deadnotes. Im vergangenen Jahr wurde das erste komplette Album eingespielt. Das Sextett mit Sängerin Jess Howells an vorderster Front beleuchtet universelle innere und zwischenmenschliche Themen aus diversen Perspektiven, stellt dich passenderweise musikalisch ähnlich breit auf. Schlicht „Dirty Talons“ betitelt, rennt der vielschichtige Erstling offene Türen ein.
Bereits der Opener, der ebenfalls „Dirty Talons“ heißt, bringt den Sound des österreichischen Sextetts prima auf den Punkt. Ein gewisses Faible für Hard Rock mit 80s-Chic ist offenkundig, während Howells Gesang vergleichsweise poppig und doch eindringlich rüberkommt. Dann folgt nach etwa einer Minute die erste von vielen Eruptionen, irgendwo zwischen Hardcore, Punk und Black Metal. Kvelertak lassen grüßen, während komplettes Chaos ausbricht, nur um im nächsten Moment vom einem Van Halen-Lick zerlegt zu werden. Im folgenden „Bang Bang“ (Wrestling-Referenzen mit offenkundigem Faible für die Three Faces of Foley gehören zum guten Ton) kommen derlei hymnische Rock-Vibes noch besser durch.
08/15 sucht man hier vergebens, denn Dirty Talons fühlen sich musikalisch hin- und hergerissen. Da wäre beispielsweise das drückende und doch zurückgenommene „Boiler Room“, ein Anti-Brawl von ausgesuchter Heavyness und Eingängigkeit. Sympathisch ist auch „Bottom Line“, das von einer gewissen Sehnsucht durchzogen scheint, angenehm getragen und anmutig. Im Gegensatz dazu zeigt sich „No Contest“ giftig, punkig und forsch, ohne dabei jedoch auch nur ansatzweise auf Ohrwurm-Qualitäten zu verzichten. Wer hingegen die metallische Intensität des Openers vermisst, wird im kuriosen wie mitreißenden „Mind Games“ schnell fündig.
Alles andere als gewöhnlich und geradlinig, dafür immer frei von der Leber weg: Was Dirty Talons fabrizieren, sollte auf dem Papier nicht zusammenpassen, und doch kommt man von dieser herrlichen Eigentümlichkeit nicht los. Der eponyme Einstand verbreitet Chaos und Wahnsinn, ist zugleich voller starker Riffs und Licks, hymnischer Hard-Rock-Weisheiten und glänzt mit poppigem Charme. Starke Empowerment-Texte mitten aus dem Leben runden dieses mächtige Gesamtpaket ab. Ist das erste Erstaunen ob der wilden Mischung erst einmal überwunden, wartet ein von vorne bis hinten stimmiges, spannendes Album, dem man sich nicht entziehen kann. Geschweige denn will. (Walter Kraus, 4/5)
Los austríacos DIRTY TALONS (banda formada de las cenizas del grupo de Punk Rock ASTPAI) debutan con su primer álbum, que no lleva título, y lo hacen de la mano del sello Noise Appeal Records. Su sonido es una energética mezcla de Hard Rock clásico y Punk Rock melódico en la que encontramos influencias de bandas como SHEER MAG, KVELERTAK, THIN LIZZY, VAN HALEN e incluso BOSTON o JUDAS PRIEST. Y todo ello mezclado y masterizado por el reputado Peter Miles (ARCHITECTS, WE ARE THE OCEAN, PETROL GIRLS, CRAZY ARM…) en Middle Farm Studios.
The group from Vienna, Austria, Dirty Talons, was born from the ashes of the punk rock act Astpai. They act as a sextet, with a female fronted singer, and after two EP’s, their full-length will see the light of day on October 13, 2023.
Courtesy of responsible staff from “Noise Appeal Records” and “Bite It Promotion” agency, I received their CD release these days. The Austrian band presented itself with 11 songs, one part of which was recorded in 2021, and the other in 2022. Basically, Dirty Talons perform an energetic version of rock, which has its roots in the 80’s. Nevertheless, the musicians’ “dirty” arrangements, set with a purpose and reason, are in some strange synchronicity with the vocal connections. So that in some typically their performance breakthrough, on the one hand we witness vocal melodiousness, which is often in contrast with arranged guitar riffs. Austrians psychologically clearly rely on the 80’s, but the mentioned energy, and even a certain amount of performing charm, show that in their own way, they accept the “standards” of the present time. I wouldn’t single out any song in particular, but the entire material sounds like harmonious whole. And that is quite enough for a serious full-length discography start.
OX Fanzine #170
Einigen Leser:innen dürfte der Name ASTPAI gewiss noch ein Begriff sein. Schließlich zählte die Band zu den international bekanntesten sowie aktivsten Vertretern der österreichischen Punkrock-Szene. 2020 folgte leider die Auflösung, doch blieb man seither nicht untätig. Das Quartett suchte sich Verstärkung in Form von Sängerin Jess sowie Gitarrist Randy und veröffentlichte 2021 zwei EPs, deren Songs nun mit fünf weiteren Tracks auf dem selbstbetitelten Debüt auf Noise Appeal veröffentlicht werden. Aber Achtung! Stilistisch haben die DIRTY TALONS komplett mit ihrer musikalischen Vergangenheit gebrochen und frönen nun dem klassischen Hardrock alter Schule, beweisen dabei ein feines Gespür für eingängige Melodien und heftig pumpende Riffs. Einflüsse wie VAN HALEN, THIN LIZZY oder KVELERTAK sind deutlich herauszuhören, verbinden sich zu einer erstaunlich kohärenten Melange. Über allem thront dabei die hohe, poppige Stimme von Jess, die eine ganz besondere Note in den Sound der Band bringt und an Cyndi Lauper in „Girls just want to have fun“ erinnert. Definitiv ein höchst eigenständiges und handwerklich vollkommen überzeugendes Erstlingswerk, das dem Sextett so einige Türen öffnen werden dürfte – wenn auch weit, weit abseits der Punkrock-Szene. (Christoph Siart, 7/10)