STATUS
available

RUNNINGTIME
38:55

TRACKLIST
01 sounds eh so
02 welcome to the bubble
03 paradisaeidae
04 prds recomposition
05 die zaunkönigin
06 fun with teeth
07 damn you! grown up world
08 brunch sounds nice
09 me_ lol
10 good times

RELEASE DATE
24.11. 2023

www.betreutesproggen.de

Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört. Nämlich die EPs “J_LLY” und “G__D”, die neben einiger neuer Songs nun zum fünften Album vom le_mol werden. Es soll ja nichts verloren gehen beziehungsweise in übersehenen Kleinformaten vor sich hindümpeln. Nun ist “J_LLY G__D _iME_” wieder Post-Rock-Futter at its best, aber eben kein Futter aus der Retorte, sondern mit durchaus endemisch einzuordnenden Querschlägern behaftet. Da ist beispielsweise Gesang vernehmbar. Und eben dieser kommt vorzugsweise vom kultigen Hans Platzgumer (Die Goldenden Zitronen, H.P. Zinker, Convertible). Aus einem Song (hier kann man tatsächlich von Song als Song an sich sprechen) wie ‘prds recomposition’ macht dieser einen veritablen Indie-Hit.
‘Fun With Teeth’ groovt derweil fast schon Dancefloor-affin. Es ist eine Wohlfühlatmosphäre, die sich hier, auf “J_LLY G__D _iME_”, breitmacht. Obwohl – als Kinder der 90er und des Wohlstands, des Friedens und MTV, was mit diesem Jahrzehnt einherging – ist ‘J_LLY G__D _iME_’
le_mols Reflexion über das Dasein als Thirtysomethings in einer Welt, in der die europäische Stabilität von gestern mit jeder Woche zu bröckeln scheint und die existenzielle Krise hinter jeder Ecke lauert.
Klingt dramatisch? Ist dann aber weniger schlimm. Da Raimund Schlager und Sebastian Götzendorfer dieser postapokalyptischen Szenerie mit Humor begegnen. Und mit Songs, die aus “J_LLY G__D _iME_” (das mit einer liebevoll gestalteten, mit Polaroids ausstaffierten Box nebst DL-Code erscheint) das vielleicht Abwechslungsreichste des Duos macht. In ‘Me? Lol’ beispielsweise grätscht ein schräges Saxophon in die Szenerie, das heroisch-pathetische ‘Good Times’ wartet mit Jonas, “the feeble AI” auf, der eine in schlechtem Englisch vorgetragene Geschichte für uns bereithält. (CARSTEN AGTHE, 11/15)

www.beatblogger.de

Starker Tobak mit Leerstellen rundet den bislang vielleicht interessantesten Releasezyklus von le_mol ab. Das Wiener Duo setzt sich mit einem instabilen Europa auseinander, das für die Kinder der 90er doppelt unwirklich erscheint, während die nächste existenzielle Krise bereits vorstellig wird. Etwas Ironie und der eine oder andere Schmunzler werden bewusst gesetzt, um nicht komplett zu zerfallen. „J_LLY G__D _iME“ fasst die beiden EPs des vergangenen Jahres zusammen, packt etwas neues Material hinzu und bringt gängige, erwartbare Post-Rock-Konventionen einmal mehr unterhaltsam an ihre Grenzen.
Einer dieser neuen Songs ist „PRDS Recompisition“ mit seltener Wortspende und prominentem Gast. Hans Platzgumer gibt sich die Ehre für dieses gekonnt eigenwillige Stück, das sich konsequent zwischen die Stühle stellt und einen klassischen Post-Rock-Aufbau mit Alternative-Einschüben, E-Drums und atmosphärischer Unruhe kreuzt. Das Rezept geht auf und sorgt für einen der besten Songs dieses Albums. Stark ist auch „Damn You! Grown Up World“, das nach einem KI-Einstieg ordentlich Synthetik einbringt und nach einem Sinn sucht, der längst abhandengekommen ist – gerne schroff und widersprüchlich angelegt.
Hingegen überrascht „Me? LOL“ mit jazziger Improvisation, mit elektronischen Loops und vermehrt psychedelischen Untiefen, die gefühlt in mehrere Richtungen gleichzeitig zerren. Da wirkt „Fun With Teeth“ im Vergleich direkt geradlinig und laut, so wunderbar laut. le_mol finden das perfekte Maß aus Rock und Technologie, lassen den Track anschwellen, während der rhythmische Part blechern und lebhaft zugleich ausfällt. Ob es angesichts des Albumkonzepts „Good Times“ überhaupt noch geben kann, darf freilich in Frage gestellt werden, doch das wohl klarste Bekenntnis zu klassischen Post-Rock-Klängen rundet die Platte super ab und überrascht mit einer metallischen Eruption.
Bewusst gehen le_mol an Grenzen und landen damit einen Volltreffer. Das wohl vielschichtigste Werk ihrer Karriere strebt nach Großem, was auch gelingt. Klassische Post-Erzählmuster, blubbernde Elektronik, konzeptuelle Schwere und geradezu schelmisches Augenzwinkern zwischendurch runden diese Releaseserie gekonnt ab. „J_LLY G__D _iME“ holt ordentlich Sarkasmus aufs Tableau und geht doch gerne mal gerade nach vorne. Hier kommt zusammen, was auf den ersten Blick nicht funktionieren sollte, und doch geradezu magischen Eindruck schindet. le_mol zeigen Krempel den kunstvollen Mittelfinger, ohne dabei auf die nötige musikalische Seele zu vergessen. Schöne Sache. (Walter Kraus, 4/5)

www.babyblaue-seiten.de

Im November 2023 erschien das fünfte Album des österreichischen Duos le_mol aus Raimund Schlager und Sebastian Götzendorfer. Es trägt den etwas eigenartigen Titel J_LLY G_D _iME. Dieser setzt sich zusammen aus den Titeln zweier vorangegangener EPs, J_LLY, erschienenen im November 2022, und G__D, das im Juni 2023 folgte. Von beiden sind hier Stücke enthalten, von ersterem stammt die Nummern 2 und 6, von letzterem die Nummern 7, 8 und 9. Damit ist G__D komplett enthalten. Die restlichen Stücke sind neu.
Bislang war mir von le_mol nur ihr drittes Album Heads Heads Heads bekannt, und gegenüber diesem zeigt sich das Duo hier zumindest teilweise deutlich anders. Während Stücke wie welcome to the bubble noch im cineastischen, vom Klavier dominierten Postrock des Vor-Vorgängers verhaftet sind, wandelt man in prds recomposition plötzlich auf Art-Pop-Pfaden, freilich ohne die postrockige Grundierung aufzugeben. Für den artpoppigen Anteil sorgt nicht zuletzt der Gesang von Hans Platzgumer. Dazu kommt auf einigen Stücken eine stärker elektronische Komponente. Am ehesten in traditionellen Postrock-Gefilden bleibt man in damn you! grown up world, Me? lol oder dem abschließenden, fast schon metallischen Good Times, wobei ersteres sich durch dazwischengeschobene Noise-Einlagen freilich doch wieder vom orthodoxen Postrock abhebt. In einigen Stücken lässt man darüberhinaus noch einen KI-Bot Weisheiten in herrlich akzentuiertem Englisch von sich geben, was in seiner Komik einen schönen Kontrast zur meist von leichter Melancholie geprägten Musik darstellt.
Das Duo bietet hier erneut Postrock abseits der üblichen Genre-Klischees, bringt dazu noch ein paar neue stilistische Elemente in seine Musik. Hübsches Werk! (Jochen Rindfrey, 10/15)